In einem früheren Blogartikel zu Nachhaltigkeit im Finanzwesen – ESG und Co. haben wir Begriffe wie Environment, Social and Governance (ESG), Sustainable Development Goals (SDG), Impact Investing, etc. aufgegriffen und die Frage, ob Nachhaltigkeit den Finanzsektor fundamental verändern wird, bejaht. Unsere Marktanalyse hat ergeben, dass es keine guten ESG-Reports gibt. Damit war klar, dass wir einen solchen entwickeln wollen.
Welche Trends haben wir im ESG-Report berücksichtigt?
Die regulatorische Stossrichtung ist gegeben: Offenlegungspflichten erhöhen die Transparenz und die Daten durch öffentlich zugängliche Datenbanken sind für alle verfügbar. Das sind gute Neuigkeiten für Investorinnen und Investoren: Sie können bald viel besser abschätzen, wo die ESG Risiken lauern und wo Chancen entstehen. Für uns bedeutet das, Reportelemente ohne übertriebene Rücksicht auf die aktuelle Datensituation zu entwickeln. Auf der Hand lag auch, die SFDR und die EU Taxonomy in den Report zu integrieren. Ähnliche Regularien kommen bald in die Schweiz.
Inhaltliche Umsetzung und Visualisierung des ESG-Reports
Anlegerinnen gehen das Thema Nachhaltigkeit mit zwei verschiedenen Brillen an: Sie integrieren ESG aus klassischen Risikoüberlegungen in ihren Anlageprozess oder sie wollen die Welt zum positiven verändern – in vielen Fällen beides auf einmal. Die Sicht auf das Portfolio ist unterschiedlich (siehe auch Risiko vs. Impact). Abgesehen davon ist den meisten Anlegern das Thema Klimaerwärmung besonders wichtig. Aus diesen Überlegungen ergab sich die Hauptstruktur des Reports: ESG Risk, Climate und Impact.
Der nächste Schritt bezüglich der Darstellung im Investment Report ist die weitere Gliederung und die visuelle Aufbereitung dieser Themen gewesen. Dabei haben wir auf die Expertise unseres langjährigen Partners Nerves, eine Design Agentur in Zürich, zurückgegriffen. Wir haben uns entschieden, zuerst eine allgemeine Übersicht zu gestalten. Beim Beispiel von ESG zeigt sich das in einer Gesamtbewertung des Risikos, wie auch einzeln in den Bereichen Environment (E), Social (S) und Governance (G). Eine detaillierte Aufstellung zeigt die Principle Adverse Impact (PAI) Indikatoren. Bei diesen Indikatoren geht es um die Frage, inwieweit sich die Investitionsobjekte negativ auf die Umwelt, Sozial- und Arbeitnehmerbelange oder die Menschenrechte auswirken.
Ein weiterer Aspekt der Risikobetrachtung im Report sind die kontroversen Themen, in welchen die Firmen aus dem Portfolio involviert sind. Diese Themen können kurz- oder langfristig das Risiko einer Firma negativ beeinflussen und somit zum Risiko des Portfolios beitragen. Da für die meisten Investorinnen die CO2 Emissionen aufgrund des Klimawandels einer der wichtigsten Risikoaspekte von ESG sind, haben wir uns entschieden, diese Kennzahlen und Informationen in einem eigenen Kapitel des Reports grafisch zu visualisieren.
Risiko versus Impact
Bei der Risikobetrachtung geht es der Investorin darum, den möglichen finanziellen Schaden in ihrem Portfolio zu quantifizieren, den sie durch ESG Risiken eingeht. Es dreht sich hier nicht etwa um noble Nachhaltigkeitsziele, sondern um handfeste finanzielle Interessen. Die Investorin erweitert mittels ESG ihr Risikomodell, und ist dadurch ganzheitlicher unterwegs.
Beim Impact geht es dem Investor um eine tatsächliche und hoffentlich messbare Verbesserung der Welt. Finanzielle Auswirkungen auf sein Portfolio sind bei dieser Betrachtung sekundär. Anstattdessen will er z.B. wissen, ob sein Portfolio den Welthunger stillt oder zur Klimamitigation beiträgt.
Im Impact Teil stehen die 17 Sustainable Development Goals im Vordergrund. Hier zeigen wir auf, ob die Portfolio Holdings zu diesen Zielen beitragen oder nicht. Ein weiterer Bestandteil ist die „EU Taxonomy“, mit den von der Europäischen Union definierten nachhaltigen Aktivitäten. Die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten ist ein Klassifizierungssystem, dass klärt, welche Investitionen im Rahmen des Europäischen Green Deal umweltverträglich sind. Proxy Voting und Engagement sind weitere Themen, welche im Report grafisch illustriert sind. Bei der Stimmrechtsvertretung (Proxy Voting) handelt es sich um die Praxis der Anleger, ihre Stimmrechte auf den jährlichen Generalversammlungen der Unternehmen aktiv auszuüben. Dabei werden entweder ESG- und/oder traditionelle Themen berücksichtigt. Engagements sind alle Interaktionen zwischen einem Investor und einem Unternehmen, in das investiert wird, oder politischen Entscheidungsträgern, die sich mit ESG-Themen oder der Unternehmensstrategie befassen. Das Ziel eines Engagements besteht darin, die Leistung zu überwachen oder Einfluss auf die Praktiken eines Unternehmens in Bezug auf ESG-Themen auszuüben.
Um sicher zu sein, dass die Grafiken und Tabellen keine Spielräume für Interpretationen offenlassen, haben wir zu den Reportelementen Info-Texte hinzugefügt. Diese beschreiben die Details zu den jeweiligen Grafiken, Tabellen und Berechnungen.
ESG-Daten und Informationen
Damit ein Investment Report aus Sicht ESG und SDG erstellt werden kann, benötigt man entsprechende Daten. Aber wie verlässlich sind sie und wer liefert diese?
Am Anfang der Lieferkette stehen die Unternehmen selbst. Um die Konsistenz und Vergleichbarkeit der in der gesamten EU offengelegten nichtfinanziellen Informationen zu verbessern, sind die Unternehmen (mit mehr als 500 Mitarbeitenden und von öffentlichem Interesse) verpflichtet, in ihren Jahresbericht ein nichtfinanzielles Statement (Nachhaltigkeitsbericht) aufzunehmen. Dieser Bericht enthält Informationen über Umweltfragen, soziale und arbeitnehmerbezogene Fragen, die Achtung der Menschenrechte, sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Diese Informationen werden teilweise als qualitative, wie auch als quantitative Daten rapportiert.
Einer der Hauptabnehmer dieser Nachhaltigkeitsberichte in Form von Rohdaten sind Datenlieferanten, wie z.B. Sustainalytics (Morningstar), MSCI und S&P Global. Diese Firmen haben sich mittlerweile auf ESG und SDG Research spezialisiert und normalisieren die Daten, damit Investitionen in Bezug auf Nachhaltigkeits-Kennzahlen vergleichbar sind. Ein weiterer Zulieferer der Datenlieferanten sind NGOs (Nichtregierungsorganisationen), welche zusätzliche Informationen zu Unternehmen liefern. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Kontroversen, in welche die Unternehmen involviert sind.
Die Unterschiede in der Art und Weise, wie Anbieter ESG-Bewertungen berechnen, können dazu führen, dass ein und dasselbe Unternehmen von einem Anbieter als gut und von einem anderen eher schlecht eingestuft wird. Anleger müssen daher sicherstellen, dass der Ansatz des Ratinganbieters, auf den sie sich verlassen, mit ihren ESG-Präferenzen übereinstimmt, da sie sonst Gefahr laufen, Portfolios zu konstruieren, die nicht mit ihren ESG-Ansichten übereinstimmen.
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