Wieviel verdienen meine Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen? Was bedeutet Transparenz für die Kommunikation? Ist Transparenz Avantgarde? Oliver Gloor, CEO der bmpi AG, gibt Auskunft.
«Transparenz bedeutet für mich, dass alle Mitarbeitenden Zugang zu Informationen erhalten, an welchen sie interessiert sind. Dies entgegen dem weitverbreiteten Need-to-know-Prinzip auch unabhängig davon, ob sie direkt betroffen sind. Bei bmpi sind alle relevanten Geschäftszahlen, wie z.B. Offerten, Umsätze und Löhne für die Mitarbeitenden einsehbar. Transparent sind ebenfalls Berichte für den Verwaltungsrat sowie die Bilanz- und Erfolgsrechnungen. Davon ausgenommen sind vertrauliche Kundendaten sowie persönliche Informationen, wie z. B. Arztzeugnisse oder Bewerbungsunterlagen. Hier schützt bmpi die Privatsphäre der Mitarbeitenden und Bewerbenden.»
«Weil es um Vertrauen, eine klare Kommunikation und Fairness geht. Transparenz stärkt das Vertrauen zwischen den Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung und fordert umgekehrt eine klare Kommunikation. Transparenz im Unternehmen führt ausserdem dazu, dass Entscheidungen z.B. zu Löhnen, Weiterentwicklungen, etc. fairer getroffen werden. In einem transparenten Umfeld ist es nicht möglich, willentlich unfair zu entscheiden, da es für die Mitarbeitenden ein Affront wäre.»
Als kleine Firma mit einer Handvoll Ingenieuren gleichen Alters mit ähnlicher Ausbildung und Tätigkeit, gab es ursprünglich fast keine Unterschiede. Und so erschien uns nur natürlich, intern transparent zu sein. Wir hätten es als Zeitverschwendung angesehen, irgendetwas auf dem internen Netzwerk speziell zu schützen. Diese Eigenschaften haben wir fast durchwegs beibehalten, obwohl wir mittlerweile fast 30 Mitarbeitende zählen.
Oliver Gloor, Dr. sc. math. ETH, CEO bei bmpi AG
«Die bmpi praktiziert seit ihrer Gründung im Jahre 1997 Transparenz. Als ich mich zwei Jahre nach der Gründung der Firma den beiden Gründern, Stephan Missura und Marcus Brändle, anschloss, befanden wir uns unter Gleichgestellten. Wir entschieden damals, die Lohntransparenz beizubehalten und sahen keinen Grund, Unterschiede zu machen. Wir konnten und können auch heute noch zu unseren Löhnen stehen, und müssen in der Lage sein, diese zu rechtfertigen.»
«Ja, gerade in der Anfangszeit gab es eine schwierige Situation. Zu Beginn verdienten alle Mitarbeitenden gleich viel. Als sich um das Jahr 2000 die ersten Erfolge einstellten und bmpi weitergewachsen war, führte die Geschäftsleitung eine Differenzierung in Bezug auf Verantwortung ins Lohnmodell ein. Dieser Entscheid sorgte bei einigen Mitarbeitenden für Unverständnis. Als jedoch kurz darauf die Dotcom-Blase platzte und die Aufträge ausblieben, ging die Geschäftsleitung mit einer temporären Lohnreduktion voraus.»
Das monatliche bmpi-Meeting informiert die Mitarbeitenden über Kunden, Projekte und Geschäftsgang.
«Zum einen basiert unser Lohnmodell auf Faktoren wie Ausbildung, Wissen oder Fachkenntnisse zu Informatik und Finanzwesen und honoriert spezielle Tätigkeiten wie Business Development. Zum anderen gibt es verschiedene Karrierestufen, wie z. B. den Junior Software Engineer in der Engineering-Karriere oder den Senior Consultant in der Fachkarriere, die in die Berechnung des Lohnes mit einfliessen.»
«Wir führen monatlich unser bmpi-Meeting durch, wobei wir die Mitarbeitenden über Kunden, Projekte und Geschäftsgang etc. informieren. Diese Informationen sind für alle intern direkt verfügbar. Da nicht über jedes Detail zu laufenden Projekten informiert werden kann, findet im Anschluss des Meetings meist ein Apéro statt. Dieses erlaubt einen vertieften Austausch zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsleitung. Gleichzeitig sind alle Mitarbeitenden aufgerufen, Fragen zu allen Aspekten des Unternehmens direkt an die Verantwortlichen zu richten.»
«Eine transparente Kommunikation ist schwierig, sobald das Thema der Mensch selber ist. Man sucht nach den richtigen Worten, wenn zum Beispiel Mitarbeitende das Unternehmen verlassen müssen. Wir versuchen die Privatsphäre des Mitarbeitenden zu schützen und gleichzeitig dem Informationsbedürfnis der Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen nachzukommen. In anderen Unternehmen wird unter Umständen nicht informiert und die oder der Mitarbeitende ist dann einfach weg.»
Gemäss Oliver Gloor, CEO bei bmpi AG, ist die Transparenz, wie sie bei bmpi gelebt wird, Avantgarde.
«Hier müssen wir entscheiden, wie transparent wir nach aussen hin sein möchten. Wir versuchen, für unsere Kunden fassbar zu sein und geben möglichst viele Informationen über uns weiter. Ausnahmen sind Informationen zu Löhnen und anderen Geschäftsbeziehungen. Wir sind jedoch überzeugt, dass ein offener Informationsaustausch die Kundenbeziehung und Kundenbindung langfristig stärkt.»
«Ich bin der Meinung, dass die Transparenz, wie wir sie bei der bmpi leben, modern, wenn nicht sogar Avantgarde ist. Sie stellt in einem Unternehmen wie dem Unseren eine grosse Chance dar, weil es die Art der Zusammenarbeit sowie das Vertrauen prägt und somit unsere Motivation positiv beeinflusst.»
«Das Risiko der Lohntransparenz liegt zum Beispiel in der Rekrutierung von Mitarbeitenden mit begehrten Profilen. Zum einem sind wir durch unser Lohnmodell eingeschränkt und müssen allfällig davon abweichende Löhne intern begründen. Zum anderen ist es schwierig, die Vorteile unserer Transparenz im Bewerbungsgespräch aufzuzeigen. Wir sind jedoch überzeugt, dass Bewerbende die Transparenz – einmal erlebt – in ihrer beruflichen Zukunft nicht mehr missen möchten.»
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